Blaualgen im Aquarium
Hier geben wir detailliertes Hintergrundwissen zu den Blaualgen. Zudem erklären wir, welche Blaualgen man im Aquarium erkennt und ab wann diese zu bekämpfen sind.
Hintergrundwissen zu Blaualgen
Chemische Zusammensetzung
Blaualgen sind keine Algen, sondern gehören zu den Bakterien. Wissenschaftlich korrekt werden sie deshalb Cyanobakterien, also Blaubakterien genannt.
Allerdings sind die meisten von ihnen gar nicht blau, sondern bestenfalls blaugrün, schmutzig graublau oder bräunlich gefärbt, wie das folgende Bild verdeutlicht.
Viele Blaualgen enthalten zwar ähnlich wie die richtigen Algen und die höheren Wasserpflanzen Chlorophyll, aber daneben auch Phycocyanin und Phycoerythrin. Das sind die Pigmente, die auch für die Blau- und Rottönen zahlreicher Blüten unserer Gartenpflanzen oder für leuchtend rotes Herbstlaub sorgen.
Diese Rotfärbung kommt aber erst zur Geltung, wenn die Laubblätter ihren Anteil an Chlorophyll abbauen. In ähnlicher Weise kaschiert auch bei vielen Blaualgen das dominierende Grün der Chloroplasten die blauen und roten Farbpigmente.
Photosynthese von Blaualgen
Dank dieses Chlorophylls sind viele Blaualgen in der Lage Photosynthese zu betreiben und das Wasser mit Sauerstoff anzureichern. Das unterscheidet diese sogenannten Oxyphotobakterien von den übrigen Bakterien und verbindet sie mit den richtigen Algen.
Tatsächlich waren solche Blaualgen die ersten Lebewesen auf der Erde, die vor 2 ½ Milliarden Jahren aus einer bis dahin giftigen Atmosphäre Wasser und Luft mit Sauerstoff versorgt und damit erst tierisches Leben auf der Erde möglich gemacht haben.
Es gibt jedoch auch sehr viele Blaualgen, die zur Photosynthese nicht Kohlendioxid aufnehmen, sondern Schwefelwasserstoff als Reduktionsmittel nutzen, der sich im Gewässersediment oder auch in einem vernachlässigten, stark verschmutzen Aquarium als Faulschlamm anreichern kann.
Eine dritte Gruppe von Blaualgen assimiliert elementaren Stickstoff, der zu Ammoniak und Ammonium reduziert wird, die bereits in geringen Konzentrationen für Fische und andere Aquarienbewohner giftig sind.
Unterschied von Blaualgen und „echten“ Algen
Was alle Blaualgen jedoch von den echten Algen unterscheidet und sie mit allen Bakterien gemeinsam haben: Blaualgen haben keinen Zellkern, ihre Nukleinsäurestränge liegen dagegen frei in das Zellplasma eingebettet, wie in folgendem Schema einer Blaualgenzelle zeigt:
Neben den bereits erwähnten teilweise giftigen Schwefel- und Stickstoffverbindungen erzeugen manche Blaualgen auch weitere toxische Stoffe als Zwischenprodukte ins Wasser abgeben, darunter eine Aminosäure, die als Neurotoxin, ein Nervengift, bei einer Massenvermehrung während einer Blaualgenblüte von Fischen aufgenommen und über die Nahrungskette auch beim Menschen starke Vergiftungserscheinungen auslösen können.
Nicht ohne Grund werden im Sommer viele Gewässer bei massiver Blaualgenblüte für Badegäste gesperrt.
Mehrzellige Formen
Ähnlich wie bei den Grünlagen gibt es auch unter den etwa 2000 bisher namentlich identifizierten Blaualgen neben einzelligen und mehrzelligen planktisch lebenden Formen eine ganze Reihe von Substratbewohnern, die sich nicht nur im Wasser am Boden, auf Steinen und Pflanzen ansiedeln.
Viele Blaualgenarten leben auch auf überrieselten Felsen und Steinen, im dünnen Feuchtigkeitsfilm im Schatten liegender Mauern oder auf feuchter Erde.
Blaualgen-Arten
Die Tütchenblaualge
Die Tütchenblaualge (Chamaesiphon incrustans) ist eine einzellige Blaualge. Sie bildet aber ganze Nester auf Wasserpflanzen und Algen. Sie kann, je nachdem welche Pigmente dominieren, eine blaugrüne, rote oder violette Färbung annehmen.
Kalkkrusten-Blaualge
Die mehrzelligen Kalkkrusten-Blaualgen der Gattung Rivularia bilden halbkugelfömige Kolonien und krustenartige Beläge auf Steinen und anderen festen Substraten. Voraussetzung hierfür ist kalkreiches Wasser.
In Fließgewässer können sie durch die biogene Entkalkung dem Wasser Kalk entziehen und damit zum Bau von Kalktuff und Sinterterassen beitragen.
Welche Blaualgen erkennt man im Aquarium?
Die einzelligen Blaulagen des Planktons sind im Aquarium mit bloßem Auge nicht zu erkennen und stellen normalerweise auch kein Problem dar. Das sieht bei den mehrzelligen Blaualgenkolonien ganz anders aus.
Bei einer Massenentwicklung können sie sich dichten Belägen und Algenwatten am Boden bilden oder in dicken Watten an der Wasseroberfläche zusammentreiben.
Wenn sich solche Blaualgenblüten im Aquarium finden, tut schnelle Hilfe Not. Sonst droht die komplette Lebensgemeinschaft zu kippen und Fische, Garnelen, Wasserschnecken und viele andere Wirbellose sterben innerhalb kurzer Zeit.
Alles zur schnellen Bekämpfung der Blaualgen findet ihr unter Algen bekämpfen
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Einzellige Netzblaualge (Gattung Microcystis) können sich im Laufe einer Massenentwicklung zu losen Zellagreggaten eingebettet in einer netzartig durchbrochenen und undeutlich begrenzten Gallerthülle entwickeln.
Und dieselbe Netzblaualge bildet dann im Sommer in einem Badesee bei Massenentwicklung eine schleimige, leuchtend blaugrüne im Wasser treibende Algensuppe. Hier muss unverzüglich ein Badeverbot erteilt werden, denn solche Microcystis-Blaualgen geben giftige Microcystine ins Wasser ab.
Die fadenförmige Kolonie einer Ringelalge der Gattung Anabaena, die in regelmäßigen Abständen eine kugelförmige Hetereocyste bildet. Diese Algenkolonien sind normalerweise freischwimmend, können aber bei starker Entwicklung zu dichten Lagern zusammentreiben, aufschwemmen oder sich am Grund festsetzen.
Diese Algen können Luftstickstoff aufnehmen und in Nitrartverbindungen verstoffwechseln. Daher wird sie auf den Reisfeldern Asiens gerne als Dünger eingesetzt. Sie geben jedoch als Stoffwechselprodukt Anatoxin, ein Nervengift, ins Wasser aus.
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