Ein überaus spannendes Thema in der Aquaristik ist die Zucht der Garnelen. Zwar sind die kleinen, farbenprächtigen Aquarienbewohner faszinierende Tiere, doch noch mehr Freude und Spaß hat der Aquarianer, wenn das Garnelen züchten gelingt. Gesunde, aktive Garnelen vermehren sich problemlos, aber trotz ihrer Robustheit und Pflegeleichtigkeit bestehen die Krebstiere auf ein paar grundlegende Maßnahmen. Werden diese erfüllt, klappt es auch mit dem Nachwuchs.

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Grüne Zwerg Garnele mit Eiern

Die artgerechte Unterkunft für die Zucht

Am leichtesten gelingt das Garnelen züchten im Artenbecken. Die Garnelen müssen hierzu mit keinen anderen Bewohnern eine harmonische Wohngemeinschaft bilden und haben im Artenbecken natürlich auch keine Fressfeinde.

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Garnelen Artbecken

Im Gemeinschaftsbecken können Garnelen ebenso mit vielen friedlichen Fischen zusammen gepflegt werden. Den Fischen stören die Mitbewohner nicht, die Garnelen reagieren jedoch etwas sensibel. Eine Vermehrung der zarten Unterwasserwesen bleibt im Gemeinschaftsbecken jedoch meist aus. Der Grund dafür ist, dass die Fische oft schnell herumschwimmen und das stresst die Garnelen.

Fortplazungstyp

Die Vermehrung im Süßwasseraquarium hängt zudem auch vom Fortpflanzungstyp der Garnelen ab, denn viele Arten vermehren sich nur in Salzwasser.

Kaum zu glauben, aber selbst die Beckeneinrichtung hat einen Einfluss darauf, ob die Zucht gelingt. Grundvoraussetzung ist ein Mattenfilter, sonst überleben die Jungtiere nicht. Genauso wichtig ist eine dichte Bepflanzung, denn die schwangeren Garnelen brauchen einen sicheren Rückzugsort.

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Garnelen im Moos versteckt

Wie kann der Aquarianer die tragenden Garnelen unterstützen? Ganz einfach, er gibt viel Moos und Höhlen sowie Wurzeln, am besten mit aufgebundenen Pflanzen, in das Aquarium.

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All-inclusive

So wie wir oft einen All-inclusive-Urlaub buchen, so freuen sich die Garnelen über ein Rundum-Sorglospaket. Das bedeutet, dass die Wassertemperatur und die Wasserparameter stimmen müssen, damit eine erfolgreiche Zucht gelingt. Umso wichtiger ist es, dass sich der Hobbyzüchter genau erkundigt, welche Wasserwerte für welche Garnelenart perfekt sind.

Garnelen wurden deshalb so beliebt, weil sie in kleinen Becken, den sogenannten Nanobecken, gehalten werden können. Die Größe des Aquariums spielt für die Zucht nur eine untergeordnete Rolle.

Dennoch sollte das Becken ein Fassungsvermögen von mindestens 20 Liter haben. Wie immer gilt, ein Aquarium kann nie zu groß, aber viel zu klein sein. Je größer das Becken, desto wohler fühlen sich die reizenden Bewohner.

Zuchterfolge

Wer sich auf das Experiment Garnelen züchten einlässt, muss sich im Vorfeld mit der jeweiligen Garnelenart beschäftigen. Besonders gute Zuchterfolge gelingen dabei mit Zwerggarnelen aus der Familie der Neocaridina. Die Garnelen können oftmals im normalen Leitungswasser gehalten werden und vermehren sich zudem reichlich.

Es gibt aber auch Garnelen, deren Zucht aufwendig und schwierig ist, sozusagen eine Zucht für Fortgeschrittene. Eine typische Vertreterin ist die Amanogarnele, die Brackwasser und Wasserschwankungen benötigt, damit kleine Garnelen durch das Becken wuseln.

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Amano Garnele

Zu den Garnelen, die sich unkompliziert vermehren, zählen zum Beispiel:

So funktioniert die Fortpflanzung

Bei den attraktiven Aquarienbewohnern werden drei verschiedene Fortpflanzungstypen unterschieden:

  • primitiver Fortpflanzungstypus
  • spezialisierter Fortpflanzungstypus
  • partially abbreviated Typus

Charakteristisch beim primitiven Fortpflanzungstypus sind die vielen, aber besonders kleinen Eier. Eine weibliche Garnele kann durchaus hunderte bis tausende winzige Eier tragen. So vermehrt sich beispielsweise die Amanogarnele.

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Eier einer Amanogarnele

Die Zucht im heimischen Aquarium ist deshalb so schwierig, weil mehrere Zoea-Stadien durchlaufen werden müssen. Das ist aber nur im Brack- und Meerwasser möglich. Erst die fertig entwickelten Junggarnelen wandern wieder in das Süßwasser zurück.

Beim spezialisierten Fortpflanzungstypus hingegen sind wenige, dafür aber große Eier vorhanden. Typische Vertreter sind die Bienen- und Tigergarnelen. Das Garnelen züchten ist einfach, aus den Eiern schlüpfen fertig entwickelte Jungtiere, die sich nach der ersten Häutung von den adulten Tieren nicht unterscheiden.

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Blaue Tigergarnele mit Eiern

Die grüne Zwerggarnele ist eine Vertreterin des Partially abbreviated Typus und gehört daher dem teilweise spezialisierten Typus an.

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Grüne Zwerg Garnele mit Eiern

Die Eier sind kleiner und es schlüpfen Larven. Die Larven überleben im Süßwasser, durchlaufen mehrere Stadien und vollziehen danach die Metamorphose zur Junggarnele.

Paarungsschwimmen

Garnelen müssen nur ein paar Monate alt sein und schon sind sie geschlechtsreif. Sobald die Weibchen für Nachwuchs bereit sind, bekommen sie den sogenannten Eifleck, der im Nacken des Tieres sitzt. Wie der Name vermuten lässt, befinden sich dort die Eier, die von den männlichen Garnelen befruchtet werden müssen.

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blue pearl Garnele mit Eifleck

Die Männchen müssen sich etwas gedulden, die weibliche Garnele ist für die Paarung erst dann bereit, wenn sich die Eier vollständig entwickelt haben. Auch dann müssen die Männchen noch warten, denn das Weibchen beginnt sich zu häuten.

Doch wie werden eigentlich die Männchen auf das paarungswillige Weibchen aufmerksam? Ganz einfach, die weibliche Garnele gibt hierzu Hormone, nämlich Pheromone, ab, das merken die Männchen sofort und beginnen wie wild durch das Aquarium zu krabbeln. Infolgedessen beginnt das Paarungsschwimmen und die Männchen übertragen ihren Samen auf das Weibchen. Die befruchteten Eier wandern daraufhin vom Nacken in den Bauch der weiblichen Garnele.

In den nächsten Wochen entwickeln sich die Eier immer weiter, bis dann die Junggarnelen schlüpfen. Die Tragezeit variiert dabei je nach Wassertemperatur. Je wärmer es ist, desto kürzer ist die Tragezeit.

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White Pearl Zwerggarnele bei der Eiablage

Bei den Red-Fire-Garnelen dauert es beispielsweise ungefähr drei bis vier Wochen, bis die Junggarnelen schlüpfen. Bei den Bienengarnelen ist die Tragezeit hingegen länger und dauert im Durchschnitt sechs Wochen.

Endlich ist der Nachwuchs da

Bei jedem Aquarianer ist die Freude groß, wenn 30 bis 40 Babygarnelen durch das Becken krabbeln. Und man glaubt es kaum, die Junggarnelen sind pflegeleicht und brauchen zudem außer dem Mattenfilter nicht viel.

Ganz oben auf der Speisekarte steht Mulm zudem knabbern die Junggarnelen mit Leidenschaft an Pflanzenteilen. Im Prinzip muss der Nachwuchs nicht zusätzlich gefüttert werden, aber Staubfutter wird dankend angenommen.

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Staubfutter

Eine reine Glaubensfrage

Hobbyaquarianer versus Profiaquarianer, nirgends ist der Unterschied größer als bei der Zucht. Gezüchtet wird einerseits, um den Tierbestand zu vergrößern und andererseits, damit immer schönere Farben und Musterungen entstehen.

Werden jedoch mehrere Garnelenarten im Gemeinschaftsbecken gehalten, kreuzen sich einige Garnelen untereinander. Durch die Kreuzung wird jedoch der Genpool der Garnelen dauerhaft verändert. Die Folge ist, dass die Nachkommen immer mehr an Farbe verlieren, ja sogar nur mehr braun oder durchsichtig werden.

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Gemeinschafts Garnelenaquarium

Was für Profizüchter gar nicht infrage kommt, ist hingegen für Hobbyzüchter gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, sie freuen sich über neue Farbvarianten. Das Positive an der Kreuzung ist, die Garnelen stört es nicht.

Werden Red-Fire-Garnelen gemeinsam mit Blue Dream Garnelen gehalten, ist eine Kreuzung möglich. Es kreuzen sich aber auch Blue Bolt mit King Kong oder Orange-Fire-Garnelen mit Red Bee Garnelen.

Eine Kreuzung mit Crystal Red Garnelen und Red-Fire-Garnelen ist jedoch nicht möglich und auch Blue Bolt Garnelen kreuzen sich beispielsweise nicht mit Yellow-Fire-Garnelen.

Für eine komplette Übersicht über die möglichen Kreuzungen empfiehlt sich zudem ein Blick auf die Kreuzungstabelle.

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Wissenswertes zum Garnelen züchten

Es kommt beim Garnelen züchten immer wieder vor, dass Garnelen ihre Eier abwerfen. Das hat unterschiedliche Gründe, der Hauptgrund ist jedoch Stress. Gestresst fühlen sich Garnelen, wenn zu viele Tiere im Aquarium leben, die Wasserwerte nicht stimmen, wenn Fische hektisch schwimmen oder wenn die Krebstiere von Fressfeinden gejagt werden.

Aber auch unbefruchtete oder von Pilz befallene Eier werden abgeworfen.

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